Schon beim Frühstück im Freien ist mir aufgefallen, dass eine schneidige Brise weht. Als sich dann Martin & Heidrun blicken ließen, konnte ich die zwei und Silvia dazu motivieren mit mir ein bisschen am Landeplatz zu handeln. Bei unserer Vereinshütte angekommen, musste ich aber feststellen das zu wenig Wind zum Handeln war. Unsere drei Neulinge ließen es sich aber trotzdem nicht nehmen ein paar Aufziehübungen zu machen.
Nach einer Stunde Wetterbeobachtung wurde mir zu langweilig und mir fiel eine alte Fliegerweisheit ein „Wenn zu wenig Wind zum Handeln ist, dann muss es zum Fliegen gehen!“. Mir ist auch gleich auf Anhieb ein Irrer eingefallen, mit dem ich dieses Vorhaben in die Tat umsetzen konnte. Als Rupi endlich abfahrbereit war, ging’s Richtung Hollerberg.
Oben angekommen wehte uns schon beim Aussteigen ein steifer Südwind entgegen. Raus mit dem Zeug, Gurtzeug einhängen, Beschleuniger nicht vergessen und los geht’s. Ich wusste noch nicht genau was mich in der Luft erwartet, aber eventuelle Turbulenzen ließen sich schon aus dem Wolkenbild ablesen. Rupi ließ sich noch ein bisschen Zeit während ich Richtung Landeplatz gleitete. Mit ca. 150 m Höhe kam ich schlussendlich dort auch an, wo ich aber gleich mit 5 Metern pro Sekunde wieder Höhe zu machen begann. Auf 2300 Metern wurde mir das Ganze doch schon recht suspekt, vor allem weil ich Rupi schon eine Weile beim Spiralen unter mir beobachtete. Ich entschloss mich, es ihm gleich zu tun.
Nach zirka 5 Minuten erreichte ich endlich wieder Mutter Erde, wo ich Rupert noch ein bisschen beim Höhe vernichten zuschauen konnte. Schließlich schaffte er es auch und wir genossen unser Landebier auf der Terrasse.
Da sich die Wolken allmählich zu verdunkeln anfingen, beschlossen wir den Heimweg anzutreten. Nach den ersten gröberen Regengüssen meldete sich, wie soll es anders sein, meine „Fluggeilheit“ wieder. Schnell war der nächste Irre und eine Taxifahrerin gefunden. Wir (Stefan,Silvia und ich) machten uns auf den Weg Richtung Peterbauerkreuz. Schon bei der Bergstation haben wir durchschaut, dass zu viel Wind war um zu starten, also retour Richtung Hollerberg. Der doch recht schneidige Wind am Startplatz löste bei uns leichte Verunsicherung aus. Aber als mir die spiegelglatten Seen im Tal auffielen, machte ich mich natürlich sofort startklar und ab ging’s. Stefan entschloss sich wieder mit Silvia runter zu fahren.
Wieder flog ich Richtung Landeplatz. Als ich den Landeplatz mit Jocham-Höhe erreichte überlegte ich kurz, welches Manöver ich angehen könnte. Na klar, den Helicopter! Die letzten Versuche hatten so gut funktioniert, zumindest war ich schon lange nicht mehr eingetwistet, dass ich es mir zutraute in dieser Höhe loszulegen.
Ich begann mit der Einleitung. Von jetzt an sollte alles verdammt schnell gehen. Im Sackflug erwischte ich ein bisschen zu viel Bremse und ich ging in den Backfly. Ich leitete den Heli trotzdem ein. Die Drehung begann. Leider habe ich zu spät bemerkt, dass ich die Innenbremse zu viel freigegeben hatte und konnte das starke, asymmetrische Vorschießen nicht mehr stoppen. Ehe ich mich versah, fand ich meinen Schirm links unter mir wieder und konnte in Zeitlupe beobachten wie die rechte Seite zu entlasten begann. Ich fiel dem Schirm hinterher und war sofort 3-mal eingetwistet. Mit der Kappe nach unten ging’s dann gleich in einer Spirale weiter und es twistete mich noch einmal ein. Den Versuch, mich wieder auszutwisten, gab ich gleich wieder auf, als ich den Boden, der schon recht nahe war und hin und wieder in meinem Blickfeld auftauchte, sah. Houston, we have a problem!!!
So schaute ich eine Sekunde später hoffungsvoll meinem „Plan C“ nach. Ich hatte schon Zweifel ob dieses kleine gelbe Päckchen, dass ich aus den Augen verloren hatte, sich noch rechtzeitig öffnen würde, als ich plötzlich einen heftigen Dämpfer spürte. Blick nach oben, jawoiii er is offen!!! Ich wollte natürlich sofort den Schirm einholen, was nicht funktionierte da ich ja noch immer eingetwistet war. Ehrlich gesagt war mir das zu diesem Zeitpunkt auch egal denn ich hatte noch ca. 10 Sekunden um mich auf die Landung vorzubereiten. Der Blick nach unten brachte Ernüchterung! Bäume, Bagger, Lkws eine Böschung und dazwischen Steine und harte Erde!!
Zum Glück hat sich der Südostwind dazu entschieden mich am Parkplatz abzusetzen. Die Landung war so hart, dass ich nicht stehen bleiben konnte. Passiert ist mir zum Glück nichts.
Nach 20 Sekunden stand auf einmal ein Mercedes neben mir. Die verstörte Frau am Steuer war sichtlich erleichter, als sie sah, dass ich schon wieder grinsend auf meinen Beinen stand. Kurz darauf traf auch schon unser Acro Heimo ein. „Feit da eh nix Schwax, Scheiß Heli!! Genau do bin i letztes Johr a einbombt! Fohr ma gscheida Gerlitzn, do gibt’s Wossa“. Naja nach einem Angstbier und mindesten 5 Angst-Zigaretten war ich wieder halbwegs normal, als unser Fliegerbus daherrattterte. Die beiden hatten das Ganze nicht beobachtet und wunderten sich, warum ich schon am Boden war. Irgendwann fiel ihnen dann auf, dass mein „Plan C“ aus meinem Gurtzeug hing, was ihnen dann auch meinen verzwickten Gesichtsausdruck erklärte.
Ok, alles in allem kann ich sagen, dass es vielleicht nicht die beste Idee ist Acromanöver, die man noch nicht perfekt beherrscht, zu knapp über dem Grund zu performen. Retterabstiege sind kein Zuckerschlecken, gehören aber bei unserem Sport, besonders beim Acrofliegen, dazu. Man sollte immer darauf gefasst sein, dass etwas schief gehen kann. Sich im Vorhinein die einzelnen Schritte eines Retterabstiegs durchzudenken, was ich x mal gemacht habe, hilft in der Ernstsituation! Ein zweiter Retter wird wahrscheinlich die nächste Anschaffung.
Danke noch mal an alle die mir so schnell zur Hilfe geeilt waren. Ist zum Glück nochmal gut gegangen. Ich wünsche euch noch viele unfallfreie Flüge im Jahr 2010
Michi